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Pilkington Holding GmbH

Gesundheitsförderung für ältere Beschäftigte

Gestaltungsbereich: Demografischer Wandel

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Zusammenfassung

Mit dem Projekt "Pilkington Aktiv" beschloss die Zentrale der Pilkington Holding in Essen, Mitte 2006 im Werk Weiherhammer, ein Pilotprojekt für ältere Beschäftigte durchzuführen. Für 25 Personen im Vertrieb des Standortes Weiherhammer wurden die besonders für das Muskel-Skelettsystem belastenden Arbeiten wie Verpacken und Verladen betrachtet. Die Belastungen wurden im Bezug auf mögliche Gesundheitsrisiken bewertet. Hieraus entwickelte die begleitende Expertin passend zum Arbeitsablauf ein verhaltensbezogenes Gesundheitsförderungsprogramm. Ziel war, Überanstrengungen und negative Auswirkungen der Belastungen zu vermindern oder zu vermeiden. Die Mitarbeiter waren von Anfang an direkt mit eingebunden und wurden dahingehend befragt, was mögliche Gefahrenquellen sind und welche Chancen präventive Maßnahmen aus ihrer Sicht haben. Ziel bei allen Aktivitäten war, die durchschnittlich 45 Jahre alten Beschäftigten im Betrieb zu halten und deren Leistungsbereitschaft sicher zu stellen, beziehungsweise zu erhöhen. Mit Hilfe einer externen ErgoPhysConsultant gelang es, das Experiment zu starten und in einen kontinuierlichen Prozess überzuleiten. Kern: 
  1. Analyse der Arbeitssituation: Arbeitsplatzanalyse, Arbeitsplatzberatung
  2. Aktivpausen mit einer täglichen Dauer von 10 Minuten
  3. Arbeitsplatzbezogene Rückenschule.

Auslösendes Ereignis

Abladen eines LKWDas Werk Weiherhammer ist ein Traditionsunternehmen mit 360 Mitarbeitern, gegründet in 1826, dass sich auf die Produktion von Glaserzeugnissen spezialisiert hat. Im Rahmen des aktiven Gesundheitsmanagements wurde ein  Gesundheitszirkel zur Betrieblichen Gesundheitsförderung eingerichtet. Dies war nötig, weil die Geschäftführung die Überalterung im Unternehmen als ein Risiko für eine kontinuierliche Leistungsbefähigung erkannte. Der Altersdurchschnitt liegt bei 45 Jahren. Der besonders anstrengende Bereich GBM Verpacken und Verladen sollte deshalb mit 25 älteren Beschäftigten als Pilotprojekt und Erfahrungsplattform dienen.

 

Verladen von HolzkästenIm Rahmen einer Mitarbeiterbefragung wurde ermittelt, dass sich lediglich 8% aller Beschäftigten gesund fühlten; 92% häufig oder immer Rückenbeschwerden hatten. Hierbei vor allem in folgenden Körperregionen:

59% im Schulter-Nackenbereich,

64% im unteren Rücken und

55% in den Beinen.

Das Projektteam bestand aus der Geschäftsführung, dem Arbeitsschutzausschuss, einem externen Psychologen, dem Betriebsrat sowie der externen physiotherapeutischen Arbeitsplatzberaterin Susanne Weber, die auch gleichzeitig die fachliche Leitung innehatte.



Ziel

Die Gesundheit älterer Beschäftigter soll dauerhaft auf ein hohes Niveau gestellt werden. Im prozessbegleitenden Gesundheitszirkel wird das Ziel mit Hilfe von Lösungen für kleine, aber effiziente Maßnahmen erarbeitet.

Teilziele:



Lösungsweg

Im Gesundheitszirkel wurde der Stand des Gesundheitsstatus ermittelt und diskutiert. Aufgrund der vorläufigen Analyse wurde eine zusätzliche Mitarbeiterbefragung durchgeführt. In Konsequenz daraus wählte das Unternehmen, Werk Weiherhammer, die Abteilung GBM Verpacken und Verladen, um hier zunächst zu erproben, welche Gesundheitsförderungsmaßnahmen sinnvoll sind.
Zu den Projektschritten zählten folgende Elemente:

Sie sehen die Messpunkte der MedimouseInformationskampagne: Erste Sensibilisierungsmaßnahme durch einen Aktionstag. Hier bot die externe ErgoPhysConsultant Susanne Weber ein Wahrnehmungstraining mit der Medimouse an. Mit Hilfe der Medimouse erkannte jeder Proband, welche Körperhaltung er zur Zeit einnahm und welche Körperhaltung für ihn sinnvoller gewesen wäre. Dies wurde auf einem Pass visualisiert. Zur Informationskampagne gehörte auch eine Art Wettbewerb, in dem die Mitarbeiter motiviert wurden, für sich eine bessere Wahrnehmung für eine gesunde Haltung und eine höhere Mobilität zu erzielen. Die Physiotherapeutin konnte den Erfolg mit der Medimouse überprüfen.

Durchführungsphase: Vor der regulären Pause führen die Mitarbeiter in jeder Schicht eine 10minütiges Bewegungsprogramm durch. Unter Anleitung - zunächst noch von Extern, später durch den jeweiligen Vorgesetzten - erfolgen Dehnübungen und kleine griffige Übungen, wie die Durchführung des Moving-Konzeptes. Moving besteht grundsätzlich aus vier einfachen Übungen, die innerhalb 1 - 2 Minuten von jedem bewältigt werden können.

 
Verstetigungsphase: In der Folge der intensiven Betreuung und Beratung durch die externe Fachkraft, findet zur Zeit die Verstetigung der Maßnahme statt. Nur noch einmal wöchentlich kommt die Physiotherapeutin ins Haus, um den Vorgesetzen Anregungen für kleine Varianten im Übungsprogramm zu geben und die Wirkung der Empfehlungen zu überprüfen. Zur Kontinuität der Maßnahme gehört ein zusätzliches Angebot. Die Firma Pilkington Werk Weiherhammer bietet jedem Beschäftigten eine arbeitsplatzbezogene Rückenschule zum Sitzen, Stehen, richtigen Heben und Tragen an.

Erfolg

Ausgleichsübung in der ProduktionDie Zufriedenheit des Projektes Pilkington aktiv wurde anhand eines Fragebogens ermittelt. 94% der MA  äußerten sich mit den Maßnahmen zufrieden.

Fast 20% der MA haben weniger Beschwerden und 25% haben keine Beschwerden mehr! Also eine deutlich positive Veränderung im muskulären Belastungen.

Die Geschäftsführung hat sich selbst intensiv um die Meinung der betroffenen Mitarbeiter gekümmert, war ernsthaft am Projektverlauf und an den Ergebnissen interessiert.

Dieses Interesse  war ein wichtiger Erfolgsfaktor für das Projekt, dass nun in eine regelmäßige  Gesundheitsförderung übergehen wird.

Der Nutzen für die Teilnehmergruppe zeigte sich in einer deutlicheren Veränderung im Bereich des Verhaltens, dass durch eine Mitarbeiterbefragung ermittelt wurde:

Die MA sind sensibilisiert auf ihr eigenes Verhalten und führen auch kleine Bewegungsein­heiten selbstständig in ihrer Freizeit durch wie z.B. ein Mitarbeiter berichtete, dass er immer beim Rauchen seine Zigarette Schulterübungen mit einbaut und ein weiterer am Abend mit seiner Frau einzelne Übungen zusammen durchführt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl auf der Ebene der Verhältnisprävention als auch auf der Verhaltensebene deutliche Fortschritte erreicht wurden.

Auf der Verhaltensebene wurde im Projekt die Eigenverantwortung gestärkt, die MA sensibilisiert für ihre eigene Gesundheit, die Beweglichkeit der WS erhöht und die körperlichen Beschwerden reduziert.

Ausblick: Das Projekt wird auf den Verwaltungsbereich des Werkes Wehrhammer übertragen. Dies bedeutet, die Bildschirm­arbeitsplätze werden individuell im Bezug auf mögliche ergonomische Risiken betrachtet. Das Präventionskonzept aus der Produktion wird praktisch 1:1 übertragen. Im Anschluss daran folgen weitere Produktionsarbeitsplätze.

Transfer: Das Projekt wird auf andere Standorte übertragen, so z.B. im März 2007 auf das Werk in Gladbeck.

Fazit: Das Präventionskonzept ist geeignet, über alle Tätigkeitsprofile hinweg eine deutliche Verbesserung des Gesundheitszustandes zu erzielen.

Das Präventionskonzept ist auf jeden Arbeitsplatz und auf jede erwachsene Altersgruppe übertragbar.

Weiterführende Informationen

INQA  Informationen des Thematischen Initiativkreises INQA-Demografischer Wandel

Königreich Arbeitsplatz Arbeitsgemeinschaft zur Förderung verhaltens- und verhältnisbezogener Verbesserungen am Arbeitsplatz



Betrieb

Betriebsname:Pilkington Holding GmbH
Straße:Alfredstraße 236
PLZ:45133
Ort:Essen
Internetadresse:www.pilkington.com/europe/germany/
Betriebsgröße:1000 und mehr Beschäftigte
Gründungsjahr:1826
Wirtschaftssektor:- Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden

Betriebliche(r) Ansprechpartner/in

Name:Thomas Braun
Funktion:HR Manager, Werk Weiherhammer
Telefon:09605 182 20
Fax:09605 182 04
E-Mail:thomas.braun@pilkington.de

Berater/in

Firma/Institution:Impuls!
Name:ErgoPhysConsult Susanne Weber
Telefon:0172 262 75 65
Fax:0941 399 63 73
E-Mail:info@ergo-impuls.eu


Gestaltungsbereich:

Demografischer Wandel

Strategien und Maßnahmen zur Bewältigung des Demografischen Wandels und langfristige strategische Ansätze zur Prävention (Lebenslanges Lernen, altersgemischte Teams, Altersstrukturanalyse etc.).