Ausgeschlafen zur Arbeit

Gestaltungsbereich: Arbeitszeit

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Zusammenfassung

Ein schwerer Arbeitsunfall machte deutlich, dass das alte Arbeitszeitmodell den betrieblichen Anforderungen einer Rund-um-die-Uhr-Produktion nicht standhielt. Auch die Einhaltung der gesetzlichen Ruhezeiten war nicht gewährleistet und die Mitarbeiter wurden extrem belastet. Durch ein neues Schichtmodell sorgte die Geschäftsleitung dafür, dass diese Mängel beseitigt wurden. Nach einer Probephase machte eine Mitarbeiterbefragung deutlich, dass ältere Beschäftigte mit den neuen Arbeitszeiten noch Probleme hatten. Daher sollte das Ganze kontinuierlich weiter entwickelt werden.

Auslösendes Ereignis

Die bis zu 1000 Grad heißen Öfen auf dem ehemaligen Gelände der Königin Elisabeth Zeche dürfen nicht erkalten. In der Carbo-Tech Aktivkohle GmbH in Essen wird deshalb rund um die Uhr gearbeitet. "Grüne Nudeln", ein Gemisch aus Kohlestaub und Pech, werden in Drehrohr- und Wirbelschichtöfen zu Aktivkohle verarbeitet, eine Filtersubstanz, die Wasser und Luft reinigen kann. Hitze, Staub und der Lärm der Maschinen beanspruchen die Beschäftigten in der Produktion auf das Äußerste. Nach einem Arbeitsunfall vor zwei Jahren wurde festgestellt, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten im Schicht- und Bereitschaftsdienst nicht eingehalten wurden. Mit Hilfe der landesgeförderten Arbeitszeitberatung wurde deshalb ein neues Schichtmodell erarbeitet.
Das ehemalige Dreischichtensystem sah einen Wechsel im Wochenrhythmus vor. Zusätzlich mussten die 30 Arbeiter in der Produktion in regelmäßigen Abständen auch 12-stündige Sonntagsschichten ableisten. Unfälle wie Quetschungen oder Verbrennungen waren nicht selten, erinnert sich Steffen Schäfer, Geschäftsführer von Carbo-Tech. Er führt dies heute auf die Übermüdung und den Konzentrationsmangel der Beschäftigten zurück.

Ziel

Neben der Einhaltung der gesetzlichen Ruhezeiten und der Sicherstellung der Produktionszeiten rund um die Uhr, sollte vor allem die Zahl der Arbeitsunfälle verringert werden. Auch sollten die Mitarbeiter durch ein neues Schichtsystem insgesamt entlastet werden.

Lösungsweg

Die neue Regelung der Rufbereitschaft sieht jetzt vor, dass zwischen dem letzten Einsatz und dem regulären Arbeitsbeginn mindestens neun Stunden Ruhezeit liegen müssen. Wer also um Mitternacht gerufen wird und mit den Reparaturen an den Öfen oder Transportanlagen nach drei Stunden fertig ist, braucht frühestens um 13 Uhr an seinem Arbeitsplatz zu erscheinen. Bezahlt werden für jeden Einsatz außerhalb der regulären Arbeitszeit vier volle Stunden, auch wenn die Reparatur kürzere Zeit in Anspruch nahm. "Der Bereitschaftsdienst ist sehr beliebt bei den Beschäftigten, da er finanziell sehr zu Buche schlägt," erklärt der Geschäftsführer, "und nach der neuen Regelung können die Mitarbeiter auch in Ruhe ausschlafen, bevor sie wieder hier erscheinen."

Erfolg

Das neue Schicht- und Bereitschaftsmodell wurde probeweise eingeführt. Nach einem halben Jahr sollten die Beschäftigten über die Fortsetzung abstimmen. Nicht alle Kollegen konnten sich mit dem schnell rotierenden Schichtsystem anfreunden. "Für viele ältere Kollegen war der Wechsel zu unübersichtlich. Sie hatten Schwierigkeiten, ihr Familienleben und ihre Freizeitgestaltung auf die häufig wechselnden Arbeitszeiten abzustimmen," erklärt der Betriebsratsvorsitzende. Auch wenn an dem neuen Arbeitszeitmodell noch zu feilen ist, steht für die Geschäftsleitung nach zwei Jahren fest, dass sich die Umstellung gelohnt hat. Die längeren Ruhezeiten sind besser und die Unfallhäufigkeit wurde reduziert.

Betrieb
Betriebsname:	RÜTGERS CarboTech GmbH
Straße:	Elisenstraße 119
PLZ:	45139
Ort:	Essen
Internetadresse:	www.carbotech.de
Betriebsgröße:	keine Angabe
Gründungsjahr:	1950
Wirtschaftssektor:	Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden
Betriebliche(r) Ansprechpartner/in
Name:	Manfred Tautages
Funktion:	Betriebsratvorsitzender
Telefon:	0201 - 2489-904
Fax:	0201 - 2489-903
E-Mail:	ak.info@carbotech.de

Gestaltungsbereich:

Arbeitszeit

Maßnahmen zur Um- und Neuorganisation von Arbeitszeiten zum Wohl der Mitarbeiter und zur Verbesserung der Produktivität (Arbeitszeitmodelle, Ampelkonto, Schichtarbeit etc.).