Home | Kontakt | Logos | Impressum | Datenschutzerklärung
Hering Bau GmbH & Co. KG

Hering Bau GmbH & Co. KG : Lebensarbeitszeitkonten

Gestaltungsbereich: Arbeitszeit

zur Übersicht

Zusammenfassung

Als betriebliche Antwort auf die verlängerten Lebensarbeitszeiten und das Auslaufen der bisherigen Regelungen zum Vorruhestand und zur Altersteilzeit haben sich Geschäftsleitung, Betriebsrat und Beschäftigte der Hering Bau GmbH & Co. KG in Burbach für die Einführung von Lebensarbeitszeitkonten entschieden. Berücksichtigt wurden dabei die Neuregelungen im so genannten „Flexi-II-Gesetz“.

Auslösendes Ereignis

Die Hering Bau GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches Unternehmen mit Hauptsitz in Burbach sowie Niederlassungen oder Vertriebsbüros in sechs weiteren Ländern. Der familiengeführte Betrieb hat sich im Lauf von mehr als 115 Jahren zu einem Spezialisten für Produkte im öffentlichen Raum, für Architekturfassaden und Systemlösungen beim Bau von Schienenverkehrs-Infrastruktur entwickelt. Zu den Kunden zählen neben Bahnbetreibern in verschiedenen Ländern auch private Investoren und die Öffentliche Hand.

Bereits seit mehr als 30 Jahren praktiziert das Unternehmen Mitarbeiterkapitalbeteiligung. Doch das „Partnerschaftsmodell“ - so die firmeninterne Bezeichnung - geht weit über eine rein materielle Partizipation hinaus und umfasst auch etwa die Aktion „Restcent“, mit der das Unternehmen in Not geratene Belegschaftsmitglieder unterstützt. Als Reaktion auf die verlängerten Lebensarbeitszeiten - „Rente mit 67“ - und das Auslaufen der bisherigen Regelungen zum Vorruhestand und zur Altersteilzeit hat sich das Unternehmen nach einer Mitarbeiterbefragung, in der viele der baugewerblich tätigen Mitarbeiter Zweifel angemeldet haben, ihre Berufe bis 67 „voll“ ausüben zu können, jetzt für die Einführung von Lebensarbeitszeitkonten entschieden. Nicole Trettner: Leiterin des Personalmanagements: „Wir wollten gemeinsam mit dem Betriebsrat unseren Beschäftigten im Bedarfsfall auch einen vorgezogenen Ruhestand von zwei bis drei Jahren oder - alternativ - eine entsprechende Altersteilzeit ermöglichen.“ Bedingung: Das neue Modell durfte für die Beschäftigten weder in der Vorruhestandsphase noch bei der Rente zu Einbußen führen.

Lösungsweg

Quellen zur Speisung des Kontos

Beraten ließ sich die Hering Bau GmbH & Co. KG bei der Einführung der Lebensarbeitszeitkonten von Uwe Werther von der Projektplan Venture Consult GmbH Unternehmens- und Managementberatung. Gemeinsam mit dem Partnerschaftsausschuss, einem paritätisch besetztem Gremium aus Unternehmensleitung und gewählten Arbeitnehmervertretern plus Betriebsratsstimme, entwickelte er ein Modell, das den Beschäftigten durch den vorübergehenden Verzicht auf Gehaltsbestandteile ein steueroptimiertes und sozialversicherungsfreies Ansparen erlaubt.

Eingezahlt werden können auf den Lebensarbeitszeitkonten neben den monatlichen Bruttobezügen Zuwendungen des Arbeitgebers im Rahmen des Partnerschaftsmodells sowie Stunden aus dem Arbeitszeitkonto, die am 31. März des Folgejahres auszugleichen sind. Weitere Einzahlungsquellen sind das 13. Monatseinkommen, Sonderzahlungen aus freiwilligen zusätzlichen Gewinnbeteiligungen sowie Abgeltungen für Resturlaub, maximal jedoch sieben Urlaubstage pro Jahr und höchstens 25 Prozent des Jahresurlaubs.

Aufwand und Ertrag

Nach intensiver Suche und Diskussion haben sich Berater und Unternehmensbeteiligte für attraktive Anlagemöglichkeiten der angesparten Guthaben mit Werterhaltung und Garantieverzinsung über ein Versicherungsmodell entschieden. Entscheidungskriterien waren eine günstige Rendite, guter Service und niedrige Kosten.

Im Fokus des Beschäftigteninteresses aber stand die Frage, was ihnen ein Lebensarbeitszeitkonto konkret bringt. Dazu steht allen Beschäftigten ein Berechnungstool zur Verfügung, mit dessen Hilfe sie exakt ihren Aufwand und Ertrag bei der Einrichtung eines Lebensarbeitszeitkontos bestimmen können. Wichtig für die Beschäftigten: Ihr Guthaben ist auch im Fall der Insolvenz gesichert, denn aufgrund des Gesetzes zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen („Flexi II“) müssen seit 2009 alle Anlageinstitute für Lebensarbeitszeitkonten eine Werterhaltungsgarantie geben.

Ebenfalls relevant für die Konteninhaber: Bei „Störfällen“, einer wirtschaftlichen Notlage zum Beispiel, ist eine Auszahlung möglich. In diesem Fall sind jedoch, wenn auch steuerbegünstigt, Sozialversicherung und Steuern nachzuzahlen. Bei einem Arbeitgeberwechsel kann das angesparte Vermögen auf den neuen Arbeitgeber oder - wie auch bei Arbeitslosigkeit - auf die Deutsche Rentenversicherung übertragen werden. Im Todesfall erfolgt die Auszahlung an die Erben. Hier sind zwar keine Sozialversicherungsbeiträge, gegebenenfalls aber Steuern zu zahlen.

Variable Nutzung

Neben der Anlage und Insolvenzsicherung der angesparten Guthaben standen die Nutzungsmöglichkeiten der Lebensarbeitszeitkonten im Zentrum des Einführungsprozesses. Um die Wahlmöglichkeiten der Beschäftigten zu erhöhen, einigten sich Unternehmensleitung und Betriebsrat im Rahmen einer Betriebsvereinbarung auf ein breites Spektrum von Freistellungs-Optionen.

So können die Guthaben etwa zur Finanzierung des vorzeitigen Vorruhestands genutzt werden (für eine komplette oder für eine Teilzeit-Freistellung), und zwar für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren. Alternativ können die Beschäftigten das angesparte Guthaben aber auch für kurzfristige Freistellungen während der aktiven Arbeitsphase nutzen, für Elternzeit und Weiterbildung zum Beispiel oder für Pflegezeiten von maximal sechs Monaten.

Erfolg

Betriebsratsvorsitzender Stephan Nies: „Wir haben lange daran gearbeitet, die Betriebsvereinbarung in Einklang mit dem bestehenden Tarifvertrag zu bringen, aber der Einsatz hat sich gelohnt. Das eingeführte Modell ist sehr variabel und bietet den Beschäftigten die Möglichkeit, ihren Einstieg in die Rente selbst mitzugestalten oder auch im Vorfeld erwerbsarbeitsfreie Zeiten für private Interessen oder Anliegen zu schaffen - ein Novum im Baugewerbe. Bei mir melden sich viele Betriebsräte anderer Firmen, die sich über das Modell informieren wollen. Das Interesse ist riesig!“ Auch bei den Hering Bau-Beschäftigten findet das Modell große Resonanz, ergänzt Personalmanagerin Nicole Trettner: „Unmittelbar nach Abschluss der Betriebsvereinbarung haben 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Lebensarbeitszeitkonto eröffnet.“

Betrieb

Betriebsname:Hering Bau GmbH & Co. KG
Straße:Neuländer 1
PLZ:57229
Ort:Burbach
Internetadresse:www.heringinternational.com
Betriebsgröße:200 bis 249
Wirtschaftssektor:Baugewerbe

Betriebliche(r) Ansprechpartner/in

Name:Nicole Trettner
Funktion:Leiterin Personalmanagement
Telefon:49 2736 27-0

Berater/in

Firma/Institution:Projektplan Venture Consult GmbH
Name:Uwe Werther
Telefon:(0541) 3 50 67-0
E-Mail:http://projektplan-consult.de/kontakt.html@
Internetadresse:http://www.projektplan-consult.de


Gestaltungsbereich:

Arbeitszeit

Maßnahmen zur Um- und Neuorganisation von Arbeitszeiten zum Wohl der Mitarbeiter und zur Verbesserung der Produktivität (Arbeitszeitmodelle, Ampelkonto, Schichtarbeit etc.).