Materialfluss und Ergonomie an Zählmaschinen optimieren
Gestaltungsbereich:
Arbeitsschutzorganisation, Arbeitsmittel und Arbeitsumgebungzur Übersicht
Zusammenfassung
Von der ergonomische Gestaltung und einem ruhigen Arbeitsumfeld hängt entscheidend ab, ob Menschen ihre Arbeit gern und effizient ausführen. Die Optimierung der ergonomischen Bedingungen und des Materialflusses an Arbeitsplätzen mit Zählmaschinen für Spaxschrauben hat in den Umgestaltung AWO Werkstätten Dortmund GmbH zu verbesserten Arbeitsbedingungen geführt. Die Mitarbeiter sind objektiv deutlich weniger belastet, haben subjektiv das Gefühl, die Arbeit geht leichter und angenehmer. Sie sind stolz, hier arbeiten zu dürfen. Die Fluktuation beziehungsweise Abwesenheitzeiten von Beschäftigten an den Zählarbeitsplätzen wurde vermindert. Die Abteilung gewann durch optische Verbesserungsmaßnahmen, u.a. neuen Anstrich des Arbeitsbereichs und neue Aufteilung der Plätze an Achtung innerhalb des gesamten Hauses.
Hier ein optimierter Montagearbeitsplatz im benachbarten Bereich der Zählarbeitsplätze.
Vorbild für weitere Optimierungen!
Auslösendes Ereignis
Seit in der Einrichtung an sechs Arbeitsplätzen Spaxschrauben mit Zählmaschinen verpackt wurden, gab es Probleme (1995). Obwohl die Maschinen einwandfrei funktionierten, wurde keine kontinuierliche Arbeit verrichtet. Die für die Tätigkeit notwendigen Mitarbeiter fehlten immer mal wieder bis zu 15 Minuten am Arbeitsplatz. Es handelte sich durchweg um Menschen mit Behinderungen, die jedoch durchaus belastbar waren. Die regulären Pausen wurden von diesen Personen üppig ausgedehnt. Mehrfach beschwerten sich die Mitarbeiter, dass die Arbeit an den Maschinen zu eintönig sei. Tatsächlich konnten jedoch nicht genau sagen, warum sie ungern an diesen Arbeitsplätzen arbeiteten.
Da das Fernbleiben den Ablauf so deutlich behinderte und die effektive Arbeitszeit verschwendet wurde, war es auch ein wirtschaftlicher Aspekt, die Situation zu prüfen.
Mit der Kooperation bei der Ermittlung möglicher Ursachen konnte die zuständige Fachkraft für Arbeitssicherheit allerdings nicht rechnen: Das Besondere ist, dass sich die behinderten Menschen rasch an unbequeme Situationen gewöhnen, indem sie ihr einfach aus dem Weg gehen... und dann nicht mehr weiter darüber nachdenken.
Ziel
Nach einer gründlichen Gefährdungsbeurteilung mit orientierenden Messungen, insbesondere des Schallpegels wurden folgende Ziele ausgemacht:
a. Die ergonomische Gestaltung der Maschine sowie der Beförderungsmittel zu optimieren, Greifräume näher zum Beschäftigten hin zu ermöglichen, Arbeitshöhen anzupassen.
b. Schall durch diversiche sicherheitstechnische Maßnahmen zu reduzieren.
Insgesamt sollte durch Maßnahmen die Arbeit wieder kontinuierlich ausgeführt, die Produktivität erhöht und letztlich die Zufriedenheit der hier beschäftigten Menschen deutlich verbessert werden.
Da sich der Arbeitsbereich in einer großen ehemaligen Firmenhalle befindet, war klar, dass durch sicherheitstechnische Maßnahmen zur Schallreduzierung auch andere, benachbarte Arbeitssysteme profitieren würden. Diese Tatsache war bei der Argumentation für Investitionen hilfreich.
Lösungsweg
- 1. Bestandsaufnahme und Gefährdungsbeurteilung mit Begehung, Messung, Beobachtung, Selbsterprobung, Interview
- 2. Auswertung und Erfassung der tatsächlichen Risiken
- 3. Empfehlungen von Maßnahmen im Bereich verhaltens- und verhältnisorientierter Möglichkeiten mit vorsichtiger Kostenschätzung auf Basis des Zielkataloges
- 4. Durchführung von Verbesserungsmaßnahmen
4.1 Zuführung des noch zu zählenden Materials (Spaxschrauben) über einen Aufzug mit automatischer Schüttung in den Rüttelbereich.
Zählmaschine
4.2 Dämmung der Bereiche, in denen Metall auf Metall schlug (Matten eingeklebt)
4.3 Ausschüttbereiche durch transparente Hauben bedeckt
Logistik
4.4 Beschaffung elektrischer Scherenhubwagen
4.5 Schaffen neuer Abstell- und Lagerbereiche
4.6 neue Aufteilung des Raumes innerhalb der Werkshalle mit günstigeren Transportwegen.
Schall
4.7 Trennung der Gruppen mit Stellwänden
4.8 Neuer Fußboden
4.9 Arbeitsbereich komplett neu angestrichen und aufgewertet
Licht
4.10 Scheddachfensterzeile probeweise mit sichtdurchlässigen Lichtschutzvorrichtungen (Metallfolien) versehen.
Sonstige Maßnahmen
4.11 Unterweisungen und Demonstrationen der Handhabung neuer Arbeitsmittel und der neuen logistischen Abläufe
4.12 Übung zum sicheren Verlassen des Arbeitsplatzes (vorgeschaltete Evakuierungsübung).
- 5. Überprüfung der Wirksamkeit durch Begehung, Messung, Beobachtung, Selbsterprobung, Interview und Vergleich der Ein- und Ausgänge der zu bearbeitenden Produkte.
Erfolg
Verbesserte Produktivität Vor den Verbesserungsmaßnahmen wurde täglich ein Ausstoß von 500 - maximal 800 fertig gepackten Päckchen mit Spaxschrauben erreicht. Nach der Umgestaltung und Optimierung von Materialfluss und Ergonomie wurde die Produktivität auf durchschnittlich 1.600 Päckchen erhöht.
Subjektive Verbesserung Die Kontinuität der Arbeit an den Plätzen wurde deutlich verbessert, die Zufriedenheit erhöht. Unter anderem lag dies darin, dass sich die Mitarbeiter durch die - auch für alle anderen Beschäftigten - offensichtlichen Verbesserungsmaßnahmen geehrt fühlten. Die "Lust", am Arbeitsplatz zu verweilen und tatsächlich seinen Job zu machen, konnte deutlich verbessert werden.
Weiterführende Informationen
Siehe auch das gute Praxis Beispiel
"Lärmampel" (Vorwerker Werkstätten Lübeck)
Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
"Technische Hilfsmittel", Handbuch zur ergonomischen und behinderungsgerechten Gestaltung von Arbeitsplätzen - mit CD-ROM, Fa 18, ISBN 3-89701-230-8
Verlagsgesellschaft W.E. Weinmann mbH (Tel.: 0711 - 70 01 53-0)
"Technische Arbeitsmittel sicher gestalten und benutzen", Dr.-Ing. Dieter Uhlig, Kompendium, ISBN 3-921262 - 29 - 1
Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH) - Universum Verlag GmbH
"ABC - Behinderung & Beruf", Lexikon wichtiger Begriffe, Praxishilfen und rechtlichen Anforderung für Menschen mit Behinderungen, Nachschlagewerk, kostenlos über Integrationsamt erhältlich. ISBN 3-89869-156-X
BGI 423 Mensch und Arbeitsplatz, Berufsgenossenschaftliche Information als pdf-Datei, Hrsg. VMBG
Betrieb |
Betriebsname: | Werkstätten der Arbeiterwohlfahrt Dortmund GmbH |
Straße: | Lindenhorster Straße 38 |
PLZ: | 44147 |
Ort: | Dortmund |
Internetadresse: | www.awo-werkstaetten.de |
Betriebsgröße: | 250 bis 999 Beschäftigte |
Gründungsjahr: | 1982 |
Wirtschaftssektor: | Verarbeitendes Gewerbe |
Betriebliche(r) Ansprechpartner/in |
Name: | Johannes Skrzypczak |
Funktion: | TL, Fachkraft für Arbeitssicherheit |
Telefon: | 0231 84 75 64 - 66 |
Fax: | 0231 84 75 22 |
E-Mail: | j.Skrzypczak@awo-werkstaetten.de |
Berater/in |
Firma/Institution: | Ergonomiecampus, Diekholzen |
Name: | Hildegard Schmidt |
Telefon: | 05121 / 26 55 76 |
Fax: | 05121 / 26 26 82 |
E-Mail: | info@ergonomiecampus.de |
Internetadresse: | http://www.ergonomiecampus.de |
Gestaltungsbereich:
Arbeitsschutzorganisation, Arbeitsmittel und Arbeitsumgebung
Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Optimierung der Arbeitsplätze zugunsten der Beschäftigten, aber auch zur Steigerung der Produktivität (Lärm, Staub, Reinigungsmittel, Hebehilfen, verstellbare Arbeitstische, Absicherung, Ergonomie etc.).