Dem Himmel nah - Sichere Sanierung eines Kirchturms
Gestaltungsbereich:
Arbeitsschutzorganisation, Arbeitsmittel und Arbeitsumgebungzur Übersicht
Zusammenfassung
Das gute Praxisbeispiel beschreibt eine Möglichkeit, bei der Sanierung von Kirchtürmen sicher und gesund zu arbeiten. Grundlage hierfür ist die Durchführung einer umfangreichen Gefährdungsbeurteilung an einem Arbeitsplatz. Die Erkenntnisse werden in einem Unterweisungskonzept übertragen. Alle anderen Komponenten, die die Verhältnisse betreffen, müssen arbeitsplatzspezifisch - je nach Baubestand und Beschaffenheit des Kirchturm-Arbeitsplatzes - ermittelt werden. Als Beispiel wurde die Sanierung der Sankt Marienkirche in Eddelak im
Kirchenkreis Süderdithmarschen dargestellt.
Auslösendes Ereignis
Das Rentamt des süddithmarschen Kirchenkreis ist unter anderem für die Instandhaltung von 16 Kirchen und Kirchentürmen verantwortlich. Am Beispiel der Sankt Marienkirche Eddelak wird ein typischer Sanierungsfall mit besonderen Risiken als auslösender Fall vorgestellt.
Zu den Aufgaben des Küsters gehört es, regelmäßig die bauliche Sicherheit des Kirchturmes zu überprüfen, Zutritt für Fremdarbeiter zu ermöglichen - wie zum Beispiel Pastoren, Mitarbeiter der Bauämter, Monteure der Glockenfirmen, Elektriker, Dachdecker, Maurer, Reinigungskräfte. Es handelt sich bei dem Kirchturm der Sankt Marienkirche um ein denkmalgeschütztes Gebäude, das aufgrund seines Alters und Beschaffenheit ständig gewartet werden muss. Bei der Sanierung des Kirchturmes sind besondere Bedingungen zu beachten, um die Gesundheit der eigenen Beschäftigten und der Fremdarbeiter zu gewährleisten. So kam es immer wieder zum Ausrutschen auf Taubenkot, kleineren oder größeren Abstürzen auf der extrem steilen, ausgetretenen Holztreppe, hoher Zugluft, Feuchtigkeit und geringen Temperaturen im Winter, mangelhafte Beleuchtung, sehr enge Räume. Mit den Folgen: Muskelzerrungen und blaue Flecken, Prellungen und Brüche. Als Hauptzielgruppe ist der Küster selbst betroffen, der am häufigsten diesen Arbeitsplatz betritt.
Da sich diese Situation in fast allen Kirchen des Kreises wiederholt, hat das Rentamt dafür gesorgt, bei der Sanierung von Kirchtürmen präventive Maßnahmen zur Sicherheit und zum Gesundheitsschutz der Betroffenen zu ergreifen.
Ziel
Hauptziel ist, die kontinuierlichen Sanierungsarbeiten so zu ermöglichen, so dass kein Mensch zu Schaden kommt.
Zur Realisierung sind nicht nur die Vermeidung und Beseitigung der Gefahrenquellen zwingend, sondern auch das Durchsetzen und Leben verhaltensbezogener Maßnahmen. Die Erfahrungen aus einer detaillierten Betrachtung eines Kirchenturmes, Beispiel: Sankt Marienkirche in Eddelak, soll auf alle anderen Bauten / Kirchengemeinden übertragen werden.
Lösungsweg
- 1. Begehung der Arbeitsstätte und Analyse der typischen Belastungen: Interview, Dokumentation u.a. mit Hilfe einer Checkliste.
- 2. Auswertung mit dem Ergebnis:
2.1 Physische Gefährdungsfaktoren sind anstrengendes Treppensteigen (extrem steil) mit gleichzeitigem Festhalten und Transport von Arbeitsmaterialien. Arbeiten in Vorbeuge bei der Wartung des Uhrwerkes, Kriechen zwischen Balken und anderen architektonischen Hindernissen, um Kabel zu verlegen, etwas auszubessern oder zu reparieren. Folgen: Rückenbeschwerden, Waden- und Kniegelenksbeschwerden. Prellungen am Kopf und Beinen.
2.2 Als mechanische Gefährdungsfaktoren wurden ermittelt die engen Räume, steile Treppe und niedriege - wenn auch spitz hochlaufende Deckenhöhen, aufrechtes Stehen ist nicht möglich. Prellungen und Hautabschürfungen sind der Preis für Tätigkeiten im Turm.
2.3 Thermische Gefährdungsfaktoren kommen hinzu, hohe Hitze im Sommer, geringe Wärme im Winter, Zugluft etc.
2.4 Beleuchtung - Die Beleuchtung ist so, dass der jeweils Beschäftigte im Schatten arbeitet, oder an der Stelle, wo das Licht benötigt wird, gesondert mit Taschenlampe arbeiten muss. Im Turm ist keine natürliche Beleuchtung.
Fazit: Insgesamt wurden die im Handlungsanlass beschriebenen Mängel in der Gefährdungsbeurteilung bestätigt oder konkretisiert.
- 3. Entwicklung von Maßnahmen in Abstimmung mit Kirchenvorstand und anderen Entscheidungsträgern.
3.1 Gestaltung: Verbesserung der Treppen / Leitern durch stabile, breitsprossige Aluminiumsteigleiter, Verbesserung der künstlichen Beleuchtung.
3.2 Prävention durch Unterweisung - Die Entwicklung eines Unterweisungskonzeptes mit Betriebsanleitung für deren Umsetzung war Kern der Maßnahme.
- 4. Wirkungskontrolle durch zuständige Fachkraft für Arbeitssicherheit und durch ein standardisiertes Meldewesen mit der Möglichkeit, Verbesserungen beziehungsweise Empfehlungen zur Vermeidung weiterer Gefahren auszusprechen.
Erfolg
Das Unterweisungskonzept wurde in der Kirchengemeinde St. Marien erfolgreich erprobt und den anderen Kirchen im Kreis zur Anwendung empfohlen.Der Kirchenturm der Sankt Marienkirche wurde mit einer besseren Leiter ausgestattet, das Licht wurde optimiert und das Unterweisungskonzept ins Leben gesetzt.
Die Unfallrate und Beschwerdehäufigkeit ist zurückgegangen.
Weiterführende Informationen
Sicher ist Sicher-Der EFAS-Ratgeber rund um die krichliche Arbeitswelt CD-ROM der Evangelischen Fachstelle für Arbeitssicherheit (EFAS)
Linkliste Die Liste enthält kirchliche Institutionen, die sich mit der Sicherheit und dem Gesundheitsschutz bei der Arbeit befassen.
Leitfaden für Küster - Verwaltungsberufsgenossenschaft Der VBG-Leitfaden soll Küster, Mesner, Kirchner, Kirchenvögte, Kirchendiener, Glöckner, Sakristane und Sigristen in die Lage versetzen, sicherheitstechnische Mängel und Unfallgefahren in ihrer Kirchengemeinde zu erkennen und zu beheben.
Betrieb |
Betriebsname: | Sankt Marienkirche - Rentamt des Kirchenkreis Süderdithmarschen |
Straße: | Kampstr. 8 a |
PLZ: | 25704 |
Ort: | Meldorf |
Internetadresse: | www.kirche-dithmarschen.de |
Betriebsgröße: | 10 bis 49 Beschäftigte |
Gründungsjahr: | 1999 |
Wirtschaftssektor: | Gesundheits- und Sozialwesen |
Betriebliche(r) Ansprechpartner/in |
Name: | Jürgen Schröder |
Funktion: | SigiKo |
Telefon: | 04832 972 200 |
Fax: | 04832 67 88 |
E-Mail: | bauverwaltung.kksd@kirnet.de |
Gestaltungsbereich:
Arbeitsschutzorganisation, Arbeitsmittel und Arbeitsumgebung
Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Optimierung der Arbeitsplätze zugunsten der Beschäftigten, aber auch zur Steigerung der Produktivität (Lärm, Staub, Reinigungsmittel, Hebehilfen, verstellbare Arbeitstische, Absicherung, Ergonomie etc.).